Refraktive Lenschirurgie

Der Schwerpunkt der Kataraktchirurgie hat sich von einer Technik, die vor allem auf der sicheren Entfernung der Linse basierte, zu einem Verfahren, das stets nach den besten postoperativen refraktiven Ergebnissen sucht, verschoben, wodurch der Patient keine Fernsichtbrille mehr benötigt und - in naher Zukunft - auch keine Lesebrille mehr.

Heute konzentriert man sich sowohl auf das Entfernen einer bereits vorhandenen Myopie und Hypermetropie als auch auf die Behandlung von Astigmatismus. Die Messungen der Linsenstärke wurden perfektioniert und verfeinert, außerdem stehen nun auch neue Möglichkeiten zur Verfügung, um postoperative refraktive Komplikationen zu behandeln, die auf ungenaue Messungen der Linsenstärke zurückzuführen sind.

Die größte Herausforderung für die Zukunft der refraktiven Kataraktchirurgie ist die Behandlung der Presbyopie (Altersweitsichtigkeit) während des Entfernens der Linse mit multifokalen oder akkommodativen Intraokullinsen.

Berechnung der Linsenstärke

Der Schlüssel für den Erhalt eines ausgezeichneten refraktiven Ergebnisses nach einer Kataraktoperation ist die Biometrie, d.h. eine genaue Messung der Augenlänge und der Hornhautkrümmung. Diese Messungen fliessen in moderne Berechnungsformeln der Linsenstärke ein, um exakte und konsistente Ergebnisse zu erhalten. Die klassische Echografie (Applanationsbiometrie), wobei eine Sonde verwendet wird, die die Hornhaut unmittelbar berührt, führt zwar noch stets zu guten Ergebnissen, kann aber bei postoperativen refraktiven Untersuchungen zu Komplikationen führen, wenn die Sonde zu sehr auf die Hornhaut drückt. Neue Methoden, wie Immersionsbiometrie oder berührungslose optische Biometrie thalkohärenter Interferometrie (Zeiss IOLMaster), führen zu hochpräzisen Messungen, sind angenehmer für den Patienten und erfordern weniger Zeit.

Astigmatismus

Die kleineren astigmatisch neutralen Inzisionen, die wir mittlerweile routinemäßig durchführen, erlauben es uns, während einer Kataraktoperation mit bereits vorhandenen Astigmatismen präziser zu arbeiten.
Sogenannte “Relaxing incisions” in den gekrümmtesten Meridian der Hornhaut (arcuate keratotomy of limbal relaxing incisions) sind für die Reduzierung von bis zu 5 Dioptrien bei bereits vorhandenem Astigmatismus nützlich.

Ein andere Methode, um bereits vorhandenen Astigmatismus während der Kataraktoperation zu korrigieren, ist die Verwendung von neuen “torischen” Intraokularlinsen, bei denen die Korrektur des Astigmatismus bereits einbezogen ist. Diese Linse muss im entsprechenden Meridian eingesetzt werden.
Bei Patienten mit stärkerem Astigmatismus können einige Wochen vor der Kataraktoperation Limbal-Relaxing-Inzisionen durchgeführt werden, an die sich die Implantation einer torischen Intraokularlinse zur Behandlung des residuellen Astigmatismus anschließt. Darüber hinaus kann als Vorbehandlung des kornealen Astigmatismus LASIK (Laser in situ Keratomileusis) durchgeführt werden, wobei diese Methode auch mit Limbal-Relaxing-Inzisionen, torischen Intraokularlinsen oder einer Kombination dieser drei Verfahren kombiniert werden kann.

Presbyopie oder Altersweitsichtigkeit

Die Behandlung von Presbyopie oder Alterssichtigkeit ist der nächste, große Schritt in der refraktiven Kataraktchirurgie.

Die moderne Kataraktchirurgie mit herkömmlichen, monofokalen Implantlinsen erzielt eine gute Weitsicht ohne Brille.
Die nächste Herausforderung ist die Nachbildung der Akkommodationsfähigkeit, sodass der Patient auch ohne Brille lesen kann.

Presbyopie kann teilweise durch monofokale Implantlinsen ausgeglichen werden, wodurch der Patient nicht mehr auf eine Lesebrille angewiesen ist. Hierbei wird das dominante Auge auf Weitsichtigkeit und das andere Auge auf eine leichte Kurzsichtigkeit eingestellt.
Nach einer kurzen Anpassungszeit kann der Patient dann häufig ohne Lesebrille auskommen. Diese Situation nennen wir Monovision.

Die Tiefenwahrnehmung kann geringfügig beeinträchtigt sein, dies bringt jedoch bei den meisten Patienten keine Behinderung beim Autofahren mit sich. In einigen Fällen kann diese Monovision vor einem Eingriff durch das Tragen von Kontaktlinsen simuliert werden, um festzustellen, ob sich der Patient an den Unterschied zwischen beiden Augen gewöhnen kann.

Die jüngsten Fortschritte auf dem Gebiet multifokaler Implantlinsen führen dazu, dass diese Technik heutzutage nicht mehr so häufig angewandt wird. Die Oberfläche dieser multifokalen Implantlinsen wurde so angepasst (als diffraktive oder refraktive Linsen), dass sie sowohl Nah- als auch Weitsicht ermöglichen.
Der Akkommodationsvorgang wird simuliert (das ist die natürliche Fähigkeit der Linse, sich an Nah- und Weitsicht anzupassen), was der Lebensqualität des Patienten zugutekommt.

Dr. Vryghem war der erste Chirurg in Belgien, der im Jahr 1997 multifokale Implantlinsen einsetzte (AMO Array). Die Qualität der ersten Implantate ergab jedoch kein befriedigendes Ergebnis: die Patienten klagten über Strahlenkranzbildung (Halos) in der Nacht und unzureichende Nahsicht.

Seit 2010 hat sich die Qualität der multifokalen Implantlinsen immens verbessert, unter anderem durch das Aufkommen der trifokalen Implantlinsen.
Diese haben 3 verschiedenen Foki und sind demzufolge so konzipiert, dass sie sowohl eine gute Weitsicht als auch eine Nahsicht (40 cm) und eine gute Sicht auf mittlere Entfernung (60 – 70 cm) ermöglichen.
Die Sicht auf mittlere Entfernung ist unter anderem für die Arbeit am Computer wichtig. Für die Gruppe der jüngeren Presbyopie-Patienten, die noch im Berufsleben stehen und häufig am Computer arbeiten, sind diese Implantate somit die ideale Lösung.

Die trifokalen Implantate werden in Belgien angefertigt. Sie wurden vom Unternehmen PhysIOL aus Lüttich konzipiert, das auch das Patent dafür besitzt. Nur ein sehr geringer Teil der Patienten klagt noch über die Wahrnehmung von Halos um Lichtquellen herum.

Diese jüngsten Entwicklungen verdeutlichen, warum heutzutage die refraktive Linsenchirurgie mit trifokalen Implantaten die herausragende Technik zur Korrektur von Presbyopie ist.

Abschließende Bemerkungen

Die aktuellen Entwicklungen der chirurgischen Techniken, der Biometrie und der Berechnung der Linsenstärke haben uns geholfen, uns dem Ideal der Emmetropie bei allen unseren Kataraktpatienten zu nähern.

Gleichzeitig haben diese Verbesserungen der postoperativen Ergebnisse der refraktiven Kataraktchirurgie unsere Leistungsfähigkeit erhöht, um multifokale Linsen zu verwenden und diese Technologie unseren Patienten zur Behandlung der Presbyopie anzubieten und damit die Abhängigkeit von einer Brille zu verringern.
Die Intraokularlinsenchirurgie ist mittlerweile zu einer allgemein üblichen Methode der refraktiven Chirurgie geworden, und zwar nicht nur für Kataraktpatienten, sondern auch für ältere Menschen, die ohne Brille auskommen möchten.

Wünschen Sie weitere Informationen oder möchten Sie einen Termin vereinbaren?
Kontaktieren Sie uns oder rufen Sie uns an unter 0032 (0)2 741 69 99