Geschichte

Techniken der Kataraktchirurgie

Die Kataraktchirurgie hat sich im Laufe der letzten zwanzig Jahre einschneidend verändert. Sowohl die Verwendung von Operationsmikroskopen und intraokularen Linsen als auch die Entwicklung auf dem Gebiet mikromechanischer Instrumente haben zu neuen chirurgischen Techniken geführt, die das Risiko vermindern und die Sehqualität verbessern.
Seit den siebziger Jahren wurde die Kataraktlinse mit Hilfe eines Kältestifts, d.h. einer Sonde, die speziell dazu ausgerüstet ist, das die Linse umgebende Gewebe einzufrieren (intrakapsuläre Kataraktextraktion), und einer bis zu 13 mm langen Inzision, komplett ersetzt, ohne ein Linsenimplantat einzusetzen. Hierbei waren mehrere Nähte erforderlich. Nach dem Eingriff wurde das Sehvermögen des Patienten durch die Verwendung von dicken "aphakischen" Brillengläsern oder dauerhaften Kontaktlinsen verbessert. Die Brillengläser waren schwer, aufgrund ihres Vergrößerungseffekts unpraktisch und schränkten das Gesichtsfeld des Patienten ein. Wenn nur ein Auge operiert wurde, konnten außerdem keine Brillengläser verordnet werden. Kontaktlinsen bedeuteten zwar einen großen Fortschritt, aber es war schwierig diese einzusetzen und sie bargen Entzündungs- und Infektionsrisiken.
Anfang der siebziger Jahre wurden Implantatlinsen entwickelt, die die natürliche Linse ersetzen sollten: sie wurden in der Vorkammer des Auges zwischen Iris und Hornhaut eingesetzt. In einigen Fällen verursachten sie ein Ödem der Hornhaut oder ein chronisches Glaukom (erhöhter Augeninnendruck).

Bei der extrakapsulären Kataraktextraktion wird nur der Kern der Kataraktlinse durch eine Inzision in der Linsenkapsel manuell entfernt. Der äußere Bereich der Linse, der Kapselsack, verbleibt und dient als Tunnel, durch den die Implantatlinse eingesetzt werden kann. Die Implantatlinse wird anschließend durch die Pupillenöffnung hinter der Iris an der Stelle eingesetzt, an der sich die natürliche Linse befand.
Die äußere Inzision im Auge ist zwar nur 8 bis 10 mm lang, muß jedoch noch stets genäht werden. Bei dieser Technik wird ein Operationsmikroskop benötigt. Wenn der Eingriff korrekt durchgeführt wird, kommt es selten zu Komplikationen.

Bei einem Drittel der Patienten kann es bei der Linsenkapsel Monate oder Jahre nach dem Eingriff zu Trübungen kommen: Dies wird sekundärer Kartarakt oder Nachstar genannt. Die Nachstarbehandlung besteht aus einer Eröffnung der getrübten Linsenkapsel (Kapsulotomie) mit Hilfe eines YAG-Lasers, wodurch sich das Sehvermögen des Patienten bereits am nächsten Tag verbessert.

Phako-emulsifikation. Operation ohne Nähte und faltbare Linsen

Im Jahre 1962 entwickelte Charles Kelman (USA) die Ultraschall-Phakoemulsifikation, wobei der Kern der angegriffenen Linse mit Hilfe von Schwingungen zerlegt und durch eine Inzision von 3 mm entfernt wird. Nach 30 Jahren und verschiedenen technischen Verbesserungen wird seine Erfindung nun weltweit angewandt. Anfänglich wurden nicht faltbare Implantate mit einer kleineren optischen Zone verwendet, für die noch bis zu 5 mm lange Inzisionen und ein bis zwei Nähte notwendig waren, um die Wunde zu schließen.

Die Einführung von faltbaren Linsen, die durch eine Inzision von 3 mm eingesetzt werden können, hat zur "No-Stitch-Kataraktoperation" geführt. Kleine, nahtlose Inzisionen bieten mehere Vorteile: Die Verformung der Hornhaut wird vermieden und damit auch Astigmatismus. Das Sehvermögen verbessert sich schneller und das refraktive Ergebnis bleibt stabil.

Topische anästhesie oder Tropfenanästhesie

Der nächste Durchbruch fand Mitte der neunziger Jahre statt. Bis dahin erfolgten alle Kataraktoperationen unter lokaler oder - in geringerem Umfang - allgemeiner Anästhesie. Die lokale Anästhesie erfolgte durch “retrobulbäre” Injektion, eine schmerzhafte und unangenehme Injektion hinter dem Auge, die potentiell gefährlich war, da sie zu einem orbitalen Hematom (Blutung hinter dem Auge), einer Perforation des Augenballs, einer Beschädigung des optischen Sehnervs oder zu einer postoperative Ptosis (Absenkung des Augenlids) führen konnte.

Die Tropfenanästhesie verhindert Schmerzen und der Patient kann das Auge noch stets bewegen und damit sehen. Ein erfahrener Chirurg kann die Kataraktoperation mit dieser Anästhesie durchführen, wenn er dem Patienten erklärt, dass dieser in das helle Licht des Mikroskops schauen muss, und wenn er den Patienten während des gesamten Eingriffs anleitet.

Unter bestimmten Umständen kann die Tropfenanästhesie jedoch nicht angewandt werden, so dass eine Injektion notwendig wird. Dies gilt für sehr dichte oder harte Katarakte bei Augen mit sehr kleinen Pupillen oder in Fällen, bei denen die Kataraktoperation mit anderen Eingriffen, wie einer Glaukomoperation oder einer Hornhautverpflanzung, kombiniert wird.

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